Interview mit einem Vorreiter
Herr Peter von der Weide, Prokurist der Andreas Wilke Ingenieurbüro für Bauphysik und Baukonstruktion GmbH, über die Gefahren neuer Software mit veralteten Rechenkernen und welche Technologien unser Leben wirklich verändern.
Die Andreas Wilke Ingenieurbüro für Bauphysik und Baukonstruktion GmbH ist seit über 18 Jahren führend auf den Gebieten der Bauphysik und Sachverständigentätigkeit. Im Interview geht Herr von der Weide auf neue Softwarestandards und den bürointernen und -externen veränderten Planungsalltag ein.
In vielen Vergleichen zu angebotenen PC-Planungshilfen muss sich ein Gesamtpaket aus guter Bedienbarkeit, hoher Flexibilität, Transparenz (keine Blackbox), guter Ergebnispräsentation und nicht zuletzt die Belastbarkeit der Ergebnisse selbst ergeben. Mit IDA ICE haben wir eine Software gefunden, die alle unsere Ansprüche in höchstem Maße erfüllt.
Die ersten Punkte dürfte jeder für sich beurteilen können. Aber liegt die Verantwortung für die Qualität der Ergebnisse nicht zu allererst beim Anwender? Ja, aber dessen Verantwortung ist es auch, das geeignete Werkzeug zu verwenden. Mit viel Erfahrung und Verstand können Sie die Schwachstellen eines schlechten Werkzeuges zum Teil kompensieren. Im besten Fall beklagt sich der Nutzer nicht sofort über den Komfort und der Energieverbrauch liegt irgendwo in einem gerade noch unauffälligen Bereich. Dabei bleibt es dann häufig.
Dies ist wohl für die meisten Bauherren ein akzeptables Ergebnis? Lange nicht mehr! Bereits seit einigen Jahren wird vermehrt eine vollständig transparente Planung gefordert. Die konventionelle Gebäudeplanung teilt die Gewerke Architektur und Haustechnik. Zwei separate Planungen stehen immer für Mehraufwand. Die fehlende Abstimmung führt zu erhöhtem Technikaufwand und damit zu höheren Investitions- und Betriebskosten. Unsere Kunden wollen wissen, welchen Einfluss Ihre Ideen in unterschiedlichen Situationen auf das gesamte Gebäude, die TGA, den Komfort, den Energieverbrauch, das Tageslicht, usw. ausüben. Dies am besten für jede erdenkliche Kombination von Parametern zu einer definierten Jahres- oder Tageszeit. Eine erste Antwort geben wir häufig schon direkt in der Projektbesprechung, untermauert mit anschaulichen 3D-Visualisierungen, sodass sich der Bauherr die Auswirkungen seiner Planungsentscheide live ansehen kann und eine baulich umsetzbare Zielrichtung vorgegeben wird. Eine Planung ohne ein virtuelles Modell, das genauso wie das echte Gebäude reagiert, ist längst nicht mehr zeitgemäß. |
Das heißt Sie erwarten, dass in Zukunft für jedes Gebäude ein Simulationsmodell erstellt wird? Absolut! Dynamische Gebäudesimulation hat den schlechten Ruf einer komplexen Berechnung für Spezialisten, die vom Bauherrn teuer bezahlt werden muss. Aber genau das ist es eben schon lange nicht mehr. Das wichtigste hierbei ist, dass moderne Simulationstechnologie eine gekoppelte Berechnung aller Einflussfaktoren ermöglicht. Die Wechselwirkungen zwischen Wärme-und Kälteerzeugung, TGA, Regelung und dem Nutzer lassen sich also genauestens abbilden. Werden die Zusammenhänge in der Planung ignoriert, und dies ist ohne Simulation immer der Fall, sind die Konsequenzen enorm. Konventionelle Planungswerkzeuge sind gut für konventionelle Gebäude. Der Einsatz moderner, energiesparender Gebäudetechnologien erfordert jedoch moderne, angepasste Planungswerkzeuge. In Zukunft werden wir auch den Betrieb eines Gebäudes in Echtzeit mit einem validierten Modell überwachen können. Diese Technologie hat schon vor Jahren die Transportindustrie revolutioniert und sie wird auch unser Leben verändern.
Wie akquirieren Sie diese Simulationsprojekte? Projekte mit Fokus auf Simulation werden angefragt, weil unsere Kunden wissen, dass wir diese Leistung bieten und wir die Vorteile einer lösungsorientierten, optimierten Planung vermitteln können. Das spannende ist aber, dass es nicht nur darum geht. Simulation erleichtert unsere alltägliche Arbeit ungemein. Das Simulationsprogramm ist bei unseren Mitarbeitern, auch ohne speziellen Simulationsauftrag täglich in Gebrauch, es ist ein erweiterter und gut bedienbarer Taschenrechner. Abschätzungen die wir früher mit Excel und versteckten Formeln oder herkömmlichen, statischen Tools vorgenommen haben, erledigen wir nun schneller und genauer, und bekommen automatisch eine ansprechende 3D-Ergebnisvisualisierung dazu. Auch kleinere Anfragen zu bauphysikalischen oder TGA-typischen Fragestellungen beantworten wir mit einer Simulation, weil es für uns komfortabler und nachvollziehbarer ist. Für uns ist das Simulationsprogramm nicht eine Investition für ein Projekt sondern eine Investition in die technische Ausrüstung unseres Unternehmens. Dies nicht nur weil wir mit der Zeit gehen wollen. |
Gesetzliche Nachweise beruhen immer noch zu einem großen Teil auf statischen Verfahren. Also sind diese doch nicht völlig hinfällig? Das ist richtig, jedoch greifen wir hier bereits heute auf integrierte Lösungen zurück, wodurch wir keinen zusätzlichen Eingabeaufwand erzeugen. Diese sogenannten „einfachen Verfahren“ sind häufig in der Eingabe nicht einfacher, sondern langwierig und fehleranfällig, weil ich den einzelnen Eingabefehler, im Gegensatz zur Simulation, nicht sofort in den Ergebnissen sehen kann. Einfach bzw. vereinfacht ist nur das Ergebnis, welches zudem als Planungsgrundlage völlig ungeeignet ist. Wir leben nun einmal nicht in einer statischen Welt. Und ein Nachweis nach Norm liefert nur die schlechteste noch erlaubte Lösung oft ohne Wert für den Nutzer, da die Ergebnisse nicht die realen Nutzungsbedingungen der Gebäude widerspiegeln. Unser Ziel ist es, dem Kunden die für ihn bestmögliche Lösung zu finden. So etwas ist nur möglich, wenn wir ein Gebäude auf einen virtuellen Prüfstand stellen und den Computer diese Lösung gekoppelt mit unseren Erfahrungen finden lassen. Ein Normnachweis ist dabei ein Nebenprodukt, welches gesetzlich gefordert vom Simulationsprogramm zusätzlich ausgegeben wird.
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